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Klaus Schneider
HAIKU / wort bild klang

Haiku stellt als Begriff einen unmittelbaren Bezug zur Sprache und zur klassischen literarischen Kultur Japans her. Im japanischen Haiku verkörpert sich eine denkbar minimalistische, streng formalisierte sprachliche Erscheinung. Es gilt als die kürzeste Gedichtform überhaupt und hat sich von Japan aus bis heute über die ganze Welt verbreitet. In seiner traditionellen Form wird es aus nur 17 Einheiten (Moren, bzw. Silben) gebildet, die sich auf 3 je nach Leseordnung senkrecht oder vertikal angeordnete Zeilen gemäß dem Schema 5 – 7 – 5 verteilen. Das klassische, im Laufe des 17. Jahrhunderts von bedeutenden japanischen Dichtern wie Matsuo Bashō entwickelte Haiku weist 3 wesentliche Merkmale auf: es beschäftigt sich thematisch mit Naturerscheinungen und dem Wandel der Jahreszeiten; es versucht, die subjektive Wahrnehmung dieser Phänomene möglichst konzentriert und verdichtet darzustellen; es arbeitet sprachlich mit Andeutungen und einem deutlichen ‚Bruch‘ zwischen der 2. und 3. Zeile.

Klaus Schneiders gemalte HAIKU zeigen dagegen bewusst keinerlei Naturmotive, sondern sind vollkommen ungegenständlich, also konkret. Auch Schriftzeichen sind hier im Gegensatz zu seinen älteren, ab 1990 entstandenen Haiku-Arbeiten nicht mehr vorhanden. Diese enthielten ganze Haiku-Texte, in der für Klaus Schneiders Gesamtwerk typischen Codierung in Braille-Schrift, einem tastbaren Code für Blinde, der als punktförmiges Muster visuell erkennbar ist. Sein jüngstes Interesse am Haiku liegt mit dem hier erreichten Grad der Abstraktion ausschließlich im formal-ästhetischen Bereich. Die Verbindung zum geschriebenen Haiku ist dennoch vorhanden. Denn beide, das geschriebene Haiku und Klaus Schneiders ab 2010 völlig abstrakt gestaltete HAIKU, zielen nicht auf eine Erzählung oder eine konkrete Darstellung ab, sondern setzen ganz auf ein poetisches Wirkungsmoment. Beiden geht es nicht um die Übermittlung einer Botschaft oder Information, sondern um die intensive und bewusste Wahrnehmung einer aufgeladenen und verdichteten Form.

Für die formale Struktur seiner plastischen und gemalten HAIKU hat Klaus Schneider die Regel der Beschränkung auf 17 Einheiten übernommen, ebenso die Vorgabe der Aufteilung in 3 ‚Abschnitte‘ im Schema 5-7-5. Den Bildgegenstand bestimmen jeweils immer genau 17 meist in Acryl auf Papier oder Glas gemalte, farbige oder in schwarz-weiß gehaltene Elemente (Linien, Flächen. Kreise, Flecken etc.), teils mit, teils ohne Hintergrundfläche oder Zwischenräume.
Die Werke teilen sich auf in 2 Gruppen: a) die ‚japanischen‘ HAIKU, hier erfolgt die Anordnung des 5 – 7 – 5 –Schemas in vertikaler Ausrichtung b) die ‚deutschen‘ HAIKU, hier erfolgt die Anordnung in horizontaler Ausrichtung. Daneben existieren auch gemalte HAIKU, in der die räumliche Ausrichtung der 3 Gruppen freier ist.

Der Untertitel der Ausstellung ‚wort bild klang‘ deutet an, dass Klaus Schneider seine HAIKU auch als eine Art Gesamtkunstwerk versteht. Die sprachliche 5-7-5 Struktur des Haikus verschmilzt in seinen abstrakten Werken mit den Grundelementen des Bildes – Linie, Fläche und Farbe – zu einer formalen visuellen Komposition, die man auch als ‚Tonfolge‘ wahrnehmen und beschreiben kann: als ein vielfältiges Spiel von Form und Farbklängen. Sie illustrieren nichts, sondern stehen für sich und setzen dabei mal eher konstruktive, mal eher frei gestaltete Akzente.

Klaus Schneiders Zugang zur Malerei ist im Wesentlichen konzeptionell. Bei vielen Werken, das gilt auch für die plastischen oder reliefartigen Werke zum Thema HAIKU, erarbeitet er vor der Ausführung eigenständige Entwürfe. Es handelt sich dabei um digitale oder analoge Entwicklungs-stufen, die der Künstler intensiv zum Ausprobieren und Experimentieren nutzt. Spontan, aus einem Guss und ohne große Planungen werden hingegen kleinere, aquarellierte Papierarbeiten geschaffen, bei denen sich der Künstler ganz der Intuition und dem Moment überlässt.

Haikus verfasst Klaus Schneider nicht nur malend, sondern auch schreibend. Auf der Grundlage dieser Gedichte entstand ein weiteres Kunstprojekt,
das im Rahmen der Musiktage Dreieich im DreieichMuseum am
15. Mai 2015 uraufgeführt wurde:
Text und Konzept: Klaus Schneider
Partitur und Interpretation:
Megumi Kasakawa, Bratschistin vom Frankfurter Ensemble Modern.

© Heike Roller, Wiesbaden, April 2015

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Acryl auf Leinwand
150×120 cm, 2015

haiku_150120.3

haiku_4030.1
Acryl auf Leinwand
40×30 cm, 2015

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Acryl auf Leinwand
80×65 cm, 2015

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Hinterglasmalerei
100 × 70 cm, 2014

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Hinterglasmalerei
100×70 cm, 2014



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Hinterglasmalerei
100×70 cm, 2014



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Hinterglasmalerei
100×70 cm, 2014



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Hinterglasmalerei
100×70 cm, 2014



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Acryl auf Acrylglas auf Holz
140×100 cm, 2014



haiku_10070_14.3

Acryl auf Acrylglas auf Holz
100×70 cm, 2014



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Acryl auf Bütten
120 × 386 cm, 2015

und
haiku_objekt_14.1

Aquarell auf Bütten
40 × 30 × 30 cm, 2014

haiku_Serie

haiku_Atelier_14

haiku_150120.2
Acryl auf Leinwand
150×120 cm, 2015

haiku_150120.4
Acryl auf Leinwand
150×120 cm, 2015

haiku_4030.4
Acryl auf Leinwand
40×30 cm, 2015

haiku_10075.1
Acryl auf Leinwand
100×75 cm, 2015

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haiku_10070_14.5

Hinterglasmalerei
10070 cm, 2014



haiku_10070_14_sw.1

Acryl auf Acrylglas
100×70 cm, 20014


heiku_10070_14.9

Hinterglasmalerei
100×70 cm, 2014


haiku_140100_14.2

Hinterglasmalerei
140×100 cm, 2014


haiku_10070_14.8

Acryl auf Acrylglas auf Holz
100×70 cm, 2014


haiku_10070_14.4

Acryl auf Acrylglas
100×70 cm, 2014

haiku_10070_14.1

Acryl auf Acrylglas auf Haolz
100×70 cm, 2014